Du bist regelmäßig auf ein Festival gegangen und hast dort Menschen gesehen, die komplett wie früher lebten. Oder vielleicht hast du auch Freunde, die bereits Re-enactment betreiben. Oder du bist inspiriert von Schlachten wie denen von Waterloo, Hastings oder Agincourt, die lebensecht nachgespielt werden von Menschen, die ein Wochenende oder länger so leben, wie man es in anderen Zeiten tat. Re-enactment ist ein sehr vielseitiges Hobby, bei dem viel zu beachten ist.

Es gibt verschiedene Begriffe, die sich sehr ähneln, aber doch etwas anders sind. Herauszufinden, wo deine Leidenschaft liegt, ist oft eine Reise durch alle drei Optionen. In diesem Blog beleuchten wir sie kurz, aber wir konzentrieren uns vor allem auf Re-enactment. 

Der am meisten Hardcore-Ansatz der Geschichte ist die experimentelle Archäologie. Dabei wird ein Setting vollständig historisch aufgebaut, um zu entdecken, wie Menschen in einer bestimmten Periode lebten oder eine Handlung ausführten. Wie zum Beispiel mit einem Wikingerschiff von Norwegen nach Dublin segeln oder ein Lebens-Experiment, bei dem du sechs Wochen vollständig so lebst wie in der Bronzezeit. Bei diesem Ansatz ist das Testobjekt (manchmal bist du das selbst) vollständig historisch, aber die Umgebung kann modern sein. 

Lebendige Geschichte, oder Living History konzentriert sich vor allem darauf, wie Menschen in der Geschichte im Alltag lebten. So kann eine Lebendige Geschichte Gruppe beispielsweise eine gallische Siedlung darstellen oder eine Gruppe niederländischer Widerstandskämpfer aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Schwerpunkt liegt auf historischer Korrektheit. Gegenstände und Kleidung müssen m durch historische Quellen nachgewiesen werden können, dass sie existierten. Gerade letzteres ist manchmal sehr schwierig und darin liegt vor allem die Herausforderung bei der lebendigen Geschichte. Lebendige Geschichte wird oft bei Veranstaltungen mit Besuchern durchgeführt. Sie hat einen aufklärenden Charakter über eine bestimmte Periode. Bei großen lebendigen Geschichtsfestivals gibt es oft verschiedene Perioden, in denen man einen Einblick gewinnen kann.

Beim Re-enactment steht, ebenso wie bei der lebendigen Geschichte, die historische Korrektheit im Mittelpunkt. Der Unterschied besteht jedoch vor allem darin, dass beim Re-enactment häufig Kriegsführung und Schlachten wichtig sind. Viele Re-enactment-Gruppen haben historische Lager, in denen gegessen oder Handwerke ausgeübt werden. Es gibt aber auch Re-enactors, die hauptsächlich wegen der Schlachten kommen und außerhalb des historischen Teils nicht in einem historischen Lager, sondern in einem Plastik Zelt oder Wohnmobil übernachten. 

Bei Reenactment variiert der Grad der historischen Korrektheit je nach Gruppe. Das Problem bei der historischen Korrektheit besteht darin, dass sehr viel Recherche betrieben werden muss, um ein Konzept zu erstellen oder sogar nur ein paar Schuhe tragen zu können. Der Grad, in dem die Gruppe historisch korrekt sein möchte, sollte mit dem Grad übereinstimmen, den Sie selbst anstreben. Dies kann für Sie eine Herausforderung/Entdeckungsreise sein oder eine Zensur, die alles bewertet, was Sie kaufen. Viele Gruppen nehmen als Faustregel 100% historisch korrekt, dann sind Sie letztendlich 80% historisch korrekt. Beachten Sie, dass dies in der Regel während der Öffnungszeiten der Veranstaltung gilt. Die meisten Gruppen schlafen und essen außerhalb der Öffnungszeiten modern oder teilweise modern. 

Die einfachste Möglichkeit, mit Reenactment zu beginnen, ist, sich einer Reenactment-Gruppe anzuschließen. Sie haben fast immer Kleidung und Ausrüstung, die Sie bei den ersten Veranstaltungen ausleihen dürfen. Wie bereits erwähnt, ist es wichtig zu prüfen, wie die Gruppe die historische Korrektheit angeht und ob dies zu Ihnen passt. Viele Gruppen sind Stiftungen und einige erheben einen Mitgliedsbeitrag. Andere Gruppen verdienen ihr Geld durch die Teilnahme an bezahlten Veranstaltungen. Bezahlte Veranstaltungen haben den Nachteil, dass Sie nicht sicher wissen, ob Sie immer an einer interessanten Veranstaltung teilnehmen oder einfach nur auf einem modernen Markt stehen. 

Der große Unterschied zwischen Reenactment und Larp ist, dass der Schauspielteil bei Larp viel weiter geht als bei Reenactment. Bei vielen Reenactment-Gruppen hat der Charakter, den man darstellt, zwar eine basic Grundlage, aber meist keine Handlung usw. Bei Veranstaltungen hat Reenactment vor allem einen aufklärenden Charakter. Man informiert das Publikum darüber, wie die Menschen beispielsweise im Mittelalter lebten. Dies geschieht regelmäßig auch durch die Darstellung von Handwerken oder das Anbieten von Workshops. Larp-Veranstaltungen drehen sich viel mehr um sich selbst und die Gruppe mit der Geschichte, die sich als roter Faden durch das Wochenende zieht. Es gibt fast nie Besucher. 

Für viele Reenactment-Gruppen steht das Lager im Mittelpunkt. Dies ist der zentrale Punkt für die Gruppe. Hier wird auch gegessen, meist in einem historischen Aufbau, und geschlafen, meist in einem modernen Aufbau. Viele Lager bestehen aus historischen Zelte und einem zentralen Treffpunkt in der Mitte. Oft haben Lager auch Waffenständer, in denen alle Waffen ausgestellt sind. Bei vielen Reenactment-Gruppen dürfen Besucher auch ins Lager kommen, um zu schauen. Moderne Gegenstände werden in historischen Zelte versteckt, die verschlossen werden. Wie in der Geschichte spielt das Feuer bei der Reenactment-Gruppe eine wichtige Rolle. Es sorgt für handfeste Erwärmung bei kalten Reenactment-Veranstaltungen. Es wird viel bei der Ausübung von Handwerken genutzt. Auch wird auf dem Feuer gekocht, oft mit mehreren Kesseln, Pfannen und Öfen. 

Reenactment-Schlachten sind gefährlich. Bei Schlachten gelten strikte Absprachen, die meist im Voraus in einem Captains-Meeting besprochen werden. Die Offiziere einer Gruppe nehmen daran teil und geben die Informationen an den Rest ihrer Reenactment-Gruppe weiter. Meist wird vor allem entschieden, welche Partei gewinnen wird, insbesondere wenn es sich um eine historische Schlacht wie Azincourt handelt. Auch die Taktik wird besprochen. Zum Beispiel mehrere Ansätze der Infanterie und vereinbarte Momente, in denen Bogenschützen ihre Salven s abfeuern. Planung ist sehr wichtig, wenn es um Feuerwaffen geht! Es wird so geplant, dass Reenactors nicht versehentlich vor einem schießenden Kanonenrohr stehen. 

Regeln unterscheiden sich je nach Veranstaltung und Land. Aber einige Grundregeln sind:

• Keine Grate auf deinem Waffe, Grate müssen glatt gefeilt sein.
• Das Waffe muss in gutem Zustand sein. 
• Nicht stechen, auch nicht mit Stichwaffen
• (Leder-)Handschuhe und Helme (2mm) sind Pflicht. 
• Nicht über der Brustwarzenlinie treffen
• Auf die Offiziere, Sicherheitsmarschalls etc. hören
• Wasser trinken, wenn es von einem Wasserträger angeboten wird
• Abstand von schießenden Kanonen, Gewehren halten
• Gewehre dürfen niemals auf jemanden gerichtet abgefeuert werden
• Bögen dürfen eine maximale Zugkraft von 30 Pfund haben
• Pfeile müssen mit einer unbeschädigten Sicherheitskappe versehen sein
• Tot liegen mit dem Gesicht nach unten

Jedes Waffe und jede Pfeil, die auf ein Reenactment-Feld mitgenommen wird, wird überprüft. Es dürfen keine losen Teile wie Knäufe vorhanden sein. Die Waffen müssen ausreichend abgestumpft sein, eine runde Spitze haben oder mit einem Sicherheitsspitze versehen sein. 

Reenactment ist ein Hobby, in dem man sich ständig weiterentwickeln kann. Dies sorgt für eine jahrelange Herausforderung, bei der jedes Wochenende anders ist. Oftmals auch an einem anderen Ort.