Dein erster LARP-Charakter: physisch

Jetzt, da du ein gutes Bild von dem Stil des LARP hast, bei dem du spielen wirst, und von welcher Art von Charakter du bei diesem LARP darstellen wirst, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie du diesen Charakter physisch zum Leben erwecken kannst. Dabei sind drei Hauptkomponenten in der Planung deines Charakters von wesentlicher Bedeutung: dein Kostüm, deine Waffen und sonstige Props und Zubehör. In diesem Blog begleite ich dich bei der Entscheidungsfindung in diesen drei Kategorien.

Das Erste, was deine Mitspieler von dir sehen werden, ist dein Kostüm. Dazu gehört natürlich die Kleidung, die du für deinen Charakter auswählst, aber auch eventuelles Schminken oder Make-up, das du trägst, und was du mit deinen Haaren machst. Mit deinem Kostüm kannst du auf einen Blick zeigen, ob du eine reiche, adlige Person bist, ein hart arbeitendes Gildenmitglied oder sogar ein armer Schlucker. Auch die Wahl der richtigen Stoffe und Farben kann helfen, deinen sozialen Status und/oder Beruf darzustellen. Ein Charakter, der viel auf dem Schlachtfeld steht, würde zum Beispiel andere Materialien tragen als ein politischer Charakter, und ein Charakter, der sich leicht im Wald verstecken muss, trägt andere Farben als eine Person, die gerne im Mittelpunkt steht. Bei einigen LARPs wird sogar in der Weltgeschichte, dem Völkerbuch oder einem anderen Dokument beschrieben, welche Kleidung zu bestimmten Rassen gehört und ob die Farbe dabei auch noch einen Unterschied macht. Beim Zusammenstellen deines Kostüms ist es also sehr wichtig, dass der Hintergrund, die Herkunft und der Beruf deines Charakters klar ausgearbeitet sind.

Zusätzlich ist es natürlich sehr wichtig, im Auge zu behalten, bei welcher Art von LARP du spielen wirst: Bei einem historischen LARP wirst du andere Kleidung tragen als bei einem High Fantasy LARP, und der Unterschied ist noch größer, wenn du an einem modernen oder sogar futuristischen LARP teilnehmen wirst. Behalte dies gut im Hinterkopf, wenn du die verschiedenen Teile deines Kostüms auswählst.

Aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen verschiedenen Veranstaltungen–einige Veranstaltungen finden im Sommer statt, wenn es sehr warm ist, und einige im Winter, wenn es bitterkalt sein kann–ist es nützlich, über verschiedene Schichten nachzudenken. 

Hierbei kannst du zum Beispiel an ein Unterkleid oder ein Chemise für eine weibliche Figur denken. Auch bei der Wahl deiner Unterlagen kannst du den Status deines Charakters hervorheben. Für die meisten Personen wurden natürliche, ungefärbte Leinen oder Wolle für die Herstellung von Unterkleidung verwendet, aber sehr reiche oder adlige Damen trugen oft Seidenunterwäsche. Für Herren kannst du an ein Unterhemd oder Bluse und Hose denken. Auch für die Herren kannst du mit verschiedenen Materialien spielen, wie Leinen oder Wolle für den Mittelstand, oder Seide für die reicheren Herren mit mehr Einfluss.

Dies ist der sichtbarste Teil deines Kostüms und kann aus zum Beispiel einem schönen Tunika oder einem (Wam)buis und einem Hose im Stil deines LARPs bestehen, oder aus einem Kleid oder Rock mit Mieder oder Korsett. In der Mittelsschicht kannst du am meisten mit der Darstellung deiner sozialen Klasse und deines Berufs spielen, durch die Materialien, Farben und Stile deiner Kleidung. Ein (Edel)schmied würde zum Beispiel relativ einfache und bequeme Kleidung tragen mit der Zugabe eines (Leder)Schürze, während ein Magier eher ein langes Gewand tragen würde. Und ein König würde tiefe Farben und teure Stoffe wie Samt und Seide verwenden, während ein Arbeiter mehr Naturtöne und einfachere Stoffe wie Leinen tragen würde.

Schließlich kannst du über eine Oberschicht nachdenken, um dich warm und/oder sicher zu halten. Bei der Oberschicht kannst du an warme Mäntel oder Umhänge denken, die die Kälte während Veranstaltungen in den Wintermonaten und kalten Sommerabenden von dir abhalten. Aber auch Panzer und Rüstungen fallen unter die Oberschicht. Diese werden meist erst angezogen, wenn Kämpfe drohen oder wenn ein Krieger Wache hält.

All diese Schichten kannst du so umfangreich gestalten, wie es dir angenehm ist, und das Schöne daran, über Jahre hinweg denselben Charakter zu spielen, ist, dass du deinem Kostüm im Laufe der Zeit auch Elemente hinzufügen kannst. Du musst also wirklich nicht für dein allererstes Event ein vollständig ausgearbeitetes Kostüm bereit haben, im Gegenteil: Es ist oft ratsam, dein Kostüm für dein erstes Event relativ einfach zu halten und in die wichtigsten Elemente zu investieren, wie zum Beispiel ein Kleid, oder ein Bluse mit einem Rock, oder eine Rüstung, eine (Wams)jacke oder Wams mit passendem Hose. Je mehr dein Charakter erlebt, und je mehr du OC auch eine Vorstellung davon bekommst, ob du das Hobby fortsetzen möchtest, kannst du dann Elemente zu deinem Kostüm hinzufügen. Darüber hinaus kannst du, je nach Budget und Fähigkeiten, entscheiden, ob du dein Kostüm selbst machst oder Teile kaufst. DIY-Kostüme können in bestimmten Fällen günstiger sein und du hast die volle Kontrolle über das Design, aber auch gekaufte Kostüme kannst du noch an deine eigenen Wünsche anpassen, indem du zum Beispiel Stickereien, Spitzenränder oder Familienwappen hinzufügst, dein Kostüm mit (Textil)Farbe färbst oder ihm durch ein Tee- oder Kaffeebad oder das Bearbeiten mit Schlamm ein gealtertes Aussehen verleihst.

Berücksichtige schließlich deinen eigenen Komfort. Dies hat nicht nur mit der Wärme zu tun, sondern auch mit der Tragbarkeit und den Stoffen, die du wählst. Ein Rokoko-Stil Ballkleid mit passender Perücke sieht natürlich unglaublich aus, aber wenn du weißt, dass du kämpfen und durch den Wald wandern wirst, kannst du vielleicht besser eine kürzere Rock oder ein Hose wählen, um dir etwas mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Und wenn du im Voraus weißt, dass deine Haut nicht gut mit Wolle umgehen kann, dann ist es überhaupt nicht schlimm, einen anderen Stoff zu wählen, um dich warm zu halten. Berücksichtige, was dein Körper aushält und was deine physischen Pläne für das Event sind, und passe dein Kostüm entsprechend an. Stelle außerdem sicher, dass dein Kostüm nicht zu schwierig an- und auszuziehen ist, da du dich wahrscheinlich abends im Dunkeln ausziehen musst und morgens sehr müde wieder anziehst. Es ist auch praktisch, leicht zur Toilette gehen zu können. 

Neben deinem Kostüm tragen deine Waffen maßgeblich zur Ausstrahlung deines Charakters bei. Ein sehr tapferer Ritter mit einer umfangreichen Rüstung, der eine einfache Dolch benutzt, vermittelt dennoch ein anderes Bild, als wenn du mit einer imposanten Zweihänder schwingst. Und dieselbe Zweihänder ist in den Händen eines Waldläufers wiederum viel zu schwer und unpraktisch. Ein Schwert mit einer vergoldeten Klinge sieht in den Händen eines Edelmanns schön aus, wäre aber für einen armen Bauern nicht logisch. Denke also bei der Wahl einer passenden Waffe für deinen Charakter daran, was logisch wäre: Was kann dein Charakter sich vernünftigerweise leisten und mit sich führen? Glücklicherweise ist die Welt der LARP-Waffen so umfangreich, dass für jeden Charakter eine passende Waffe zu finden ist, damit du dich immer verteidigen kannst. Ob dies nun eine naheliegende Waffe ist, wie ein Schwert, Dolch, Axt oder Hammer, oder ein Gebrauchsgegenstand wie ein Nudelholz oder ein Bierkrug. Oder wenn dein Charakter überhaupt keine physischen Waffen benutzt, sondern sich mit Magie, Priestertum oder den Elementen beschäftigt, dann kannst du dies auch mit LARP-Waffen ausdrücken. Du kannst beispielsweise eine alchemische Wurfwaffe verwenden, um deutlich zu machen, dass du ein Gift auf jemanden wirfst, oder mit Flammen aus Schaumstoff, um einen Feuerzauber zu kennzeichnen. Diese Art von Ergänzungen zu deinem Charakter können dafür sorgen, dass das Spiel lebendiger ist und den Unterschied zwischen einem immersiven Ganzen und einer zusammenhanglosen Gruppe von Individuen ausmachen. 

Innerhalb eines LARP sind es nicht nur die Kleidung und die Waffen, die den Mann ausmachen, sondern gerade durch den Einsatz von schönen, passenden Props und Accessoires kannst du den entscheidenden Schritt machen, der deinen Charakter wirklich zum Leben erweckt. Du bist nämlich nicht während eines ganzen LARP-Events nur am Kämpfen oder deine Waffen am Schärfen, sondern auch außerhalb davon lebt dein Charakter innerhalb der Teilnehmergruppe. Für die Momente zwischen den Kämpfen ist es hilfreich, darüber nachzudenken, was dein Charakter dann tut und wie du das gestalten kannst. Wenn du zum Beispiel eine Affinität zu (Al)Chemie hast, kann es spannend sein, dies mit kupfernen oder (guss) eisernen Töpfen, Glasfläschchen und -tiegeln, altmodischen Waagen mit Gewichten zu zeigen, und du machst es natürlich komplett mit echten Kräutern und eventuell farbenfrohen Flüssigkeiten, sodass du tatsächlich zeigen kannst, dass du Gifte, Heilmittel oder andere alchemistische Gebräue zubereitest. Oder wenn dein Charakter an den schönen Künsten interessiert ist, kannst du an ein schönes Notizbuch, Pergamentrollen oder sogar eine Staffelei mit passendem Schreib- und Malzubehör denken, oder vielleicht sogar an ein historisches Musikinstrument, um deine Mitspieler in Ruhezeiten mit einem Lied zu begeistern. Aus solchen kleineren, intimen Spielmomenten können wunderschöne Erinnerungen und tiefe Verbindungen mit anderen Charakteren entstehen.

Jetzt, da du dir ein gutes Bild davon machen kannst, wie dein Charakter aufgebaut ist, welche Spielziele und Fähigkeiten du hast und wie du während deines ersten LARP-Events aussehen wirst, ist es endlich an der Zeit, den Sprung zu wagen und dein erstes Event zu besuchen.

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