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Ein Guldgubbe oder Gullgubbe ist ein rechteckiger Anhänger von 10 bis 18 mm Größe aus Skandinavien. Der Name bedeutet wörtlich 'goldener alter Mann'. Diese Anhänger wurden in der späten Migrationsperiode und der frühen Wikingerzeit hergestellt, von 500 bis 800 n.Chr..
Guldgubber wurden aus Gold, Goldlegierung oder manchmal aus silber gefertigt. Das Metall wurde geschmolzen und zu Folie gehämmert. Das Design wurde auf die Rückseite des Plättchens mit einem bronzenen Stempel (Patrice) gepresst oder direkt mit einem scharf Gegenstand auf den Anhänger aufgebracht (Pennderivning). Die Ränder wurden anschließend beschnitten.
Guldgubber hatten eine große symbolische Bedeutung und wurden wahrscheinlich bei Ritualen verwendet. Sie sind vergleichbar mit Brakteaten, runden, goldenen Anhängern aus Skandinavien und Deutschland.
Funde und Datierung
Es wurden rund 4.000 verschiedene Guldgubber gefunden. Sie wurden in Massenproduktion hergestellt, einige Stempel wurden dutzende Male verwendet, und dieselben Designs wurden an verschiedenen Orten gefunden.
Die Anhänger wurden ab dem 6. Jahrhundert hergestellt. An einigen Fundorten, wie Slöinge in Halland (Schweden) und Orten in Norwegen, scheint ihre Nutzung bis in die Wikingerzeit zu reichen. Der archäologische Kontext ist jedoch oft nicht datierbar. Die Abbildungen weichen von den charakteristischen skandinavischen Kunststilen ab, sodass auch die Datierung durch stilistischen Vergleich komplex ist.
Die Guldgubbe wurde nur in Skandinavien produziert. Sie wurden an 17 Orten in Schweden, 7 in Norwegen und 16 in Dänemark gefunden, davon 7 auf Bornholm. Große Mengen wurden bei Sorte Muld (3.100 Exemplare), einem wichtigen Machtzentrum und Handelsplatz auf Bornholm, gefunden. In Uppåkra, Skåne, wurden einige Hundert Exemplare in einem Pfostenloch ausgegraben. Ein dritter wichtiger Ort ist Gudme/Lundeborg auf Ost-Fünen, wo etwa 100 Guldgubber gefunden wurden. Auch hier sind sie Teil eines großen archäologischen Kontexts. An den meisten anderen Fundorten wurden nur wenige Exemplare entdeckt, oft vergraben in Pfostenlöchern von Häusern.
Funktion und Symbolik
Guldgubber wurden oft mit anderen Luxusgütern gefunden, was vermuten lässt, dass sie ein Statussymbol waren. Die meisten wurden in Pfostenlöchern ausgegraben. Möglicherweise wurden sie mit Harz an die Pfosten eines Gebäudes geklebt und fielen in das Pfostenloch.
Die Anwesenheit von Guldgubber und anderen Gegenständen und der abweichende Grundriss des Gebäudes deuten darauf hin, dass der Fundort von Uppåkra ein heidnisches Heiligtum war. Der Fundort von Sorte Muld hatte möglicherweise auch eine religiöse Funktion. An Orten, an denen nur wenige Guldgubber in einem Pfostenloch gefunden wurden, sollten sie möglicherweise den Bau oder das Gebäude selbst schützen.
Guldgubber wurden wahrscheinlich geopfert, und möglicherweise hatten die Abbildungen etwas mit dem gewünschten Ergebnis zu tun.
Sharon Ratke hat 2009 die Entwürfe von Guldgubber in sieben verschiedene Kategorien unterteilt.
Anhänger der Kategorie A zeigen Männer. Sie haben kurzes Haar und tragen einen Kaftan. Sie halten oft einen Trinkbecher, Stab (möglicherweise ein Speer?), Ring oder Schwert. K. Hauck interpretierte den Mann mit dem Trinkbecher als Freyr. Ratke schlägt vor, dass die Abbildung des Mannes mit Stab dazu gedacht war, um Weisheit zu bitten.
Anhänger der Kategorie B zeigen Frauen. Ihr Haar ist lang und zu einem Knoten gedreht. Sie tragen ein langes Kleid und manchmal ein Schürze. Sie werden mit einem Horn, Fibula, dekorierten Mantel oder Kette abgebildet.
Anhänger der Kategorie C sind die bekanntesten Guldgubber. Auf diesen Anhängern sind zwei Figuren abgebildet, die sich anschauen. 6 der 200 zeigen Menschen gleichen Geschlechts, auf den anderen 194 Anhängern sind ein Mann und eine Frau abgebildet. Der Mann greift die Frau um die Taille, die Frau greift den Mann auf dem Handgelenk oder das Paar umarmt sich. Wahrscheinlich wurden diese Guldgubber verwendet, um ewige Liebe zu versprechen, oder sie wurden geopfert, um sicherzustellen, dass die Liebe erwidert würde. In diesem Kontext könnten Guldgubber als Römisch (positive) Fluchtafeln und würden Guldgubber nicht nur den praktischen Ausdruck von Liebe, sondern auch eine magische Entstehung hiervon.
Auf Guldgubber-Anhängern der Kategorie D sind Geister oder Tänzer abgebildet. Sie haben große Augen und einen leeren Ausdruck. Sie sind eindeutig nackt, aber ihr Geschlecht ist nicht klar. Einige tragen eine Stab. Ratke interpretiert dies als verstorbene Geister, aber das erscheint uns nicht logisch. Es ist jedoch logisch, wenn die individuell gezeigten Männer und Frauen Verstorbene darstellen.
Anhänger der Kategorie E zeigen Tiere, wie Wildschweine, Schweine, Bären und Hirsche. Guldgubber der Kategorie F sind nicht zu klassifizieren, da das Bild nicht mehr gut sichtbar ist, und unter Kategorie G fallen Fragmente von Anhängern.