Wie Schauspieler in der griechischen und römischen Antike trugen auch einige römische Soldaten Masken. Aber was haben Soldaten und Schauspieler gemeinsam? In der klassischen Antike waren Masken nicht nur dekorativ oder zur Verkleidung gedacht. Um die tiefere Bedeutung dieses Brauchs zu verstehen, müssen wir das Weltbild der Römer erkunden und untersuchen, wie diese Masken innerhalb ihres militärischen und kulturellen Kontexts funktionierten.
Das römische Weltbild: ein beseeltes Universum
In der Welt der Römer und anderer indogermanischer Kulturen gab es keine Trennung zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen. Die Kosmos wurde als eine lebendige, beseelte Einheit angesehen, in der Mensch, Natur, Götter und das Jenseits in einer hierarchischen Beziehung miteinander verbunden waren. Jeder Fluss hatte seine Nymphe, jeder Wald seinen Geist, und jedes Ritual stand in Kontakt mit dem Göttlichen.
Diese dharmatische Kosmologie — ein Begriff, der auf eine auf Ordnung und Gegenseitigkeit basierende Weltanschauung verweist — bestimmte alle Aspekte des Lebens, von Religion und Philosophie bis Magie, Kunst und Kriegsführung. Selbst Theaterstücke wurden im Dienst der Götter aufgeführt; das Theater war eine heilige Handlung, die die Götter erfreute, insbesondere Zeus, der laut Mythos durch die Musen erfreut wurde.
Innerhalb dieses Weltbildes stand das Maske Symbol für Verwandlung: Der Schauspieler verwandelte sich in einen Gott, Helden oder mythische Figur. Doch dieses Prinzip der Transformation beschränkte sich nicht auf die Bühne — es hatte einen rituellen schamanistischen Ursprung. Auch im römischen Heer spielte das Maske eine tiefe symbolische Rolle.
Das Maske im Heer: Larva und Verwandlung
In der römischen Armee trugen bestimmte Soldaten larva-Maskes — Metallgesichtsmasken, kombiniert mit Helmen. Obwohl Darstellungen römischer Soldaten mit Masken selten sind, wird angenommen, dass diese vor allem von Kavalleristen und Standartenträgern getragen wurden. Zum Beispiel der Signifer, Vexillarius, Imaginifer und Aquilifer.
Elitefiguren der römischen Infanterie trugen nicht nur Masken, sondern auch einen Wolfspelz über ihrem Helm und Rücken. Der Wolf verwies auf den Gründungsmythos Roms, in dem die Zwillinge Romulus und Remus von einer Wölfin gesäugt wurden. Doch die Bedeutung des Wolfes reicht weiter zurück als Rom selbst: Die Römer stammten von Proto-Indo-Europäischen Völkern ab, die vor ca. 3500 Jahren von der pontisch-kaspischen Steppe nach Europa migrierten.
Für diese Steppenvölker symbolisierte der Wolf Aggression, List und Initiation. Jungen aus der Kriegerklasse mussten beim Erreichen des Erwachsenenalters oft ein wildes Tier — einen Bären, Eber oder Wolf — töten als Übergangsritual. Wer einen Wolf besiegte, übernahm seine Kraft, List und seinen Geist. Im Kampf 'verwandelte' sich der Krieger rituell in einen Wolf. Der Wolfspelz und die Gesichtsmaske verkörperten zusammen diese rituelle Verwandlung.
Die Standartenträger bildeten den spirituellen Kern der Legion. Sie wurden aus den tapfersten Legionären ausgewählt und waren das physische und symbolische Gesicht der Legion. Durch ihre rituelle Ausrüstung — Maske, Pelz und Standarte — nahmen sie eine andere Identität an. Sie repräsentierten die Legion als Katalysator göttlicher Kraft: unantastbar, ohne Furcht und mit heiligem Status auf dem Schlachtfeld.
Das Maske als Gesicht des Helden
Obwohl Larva-Masken möglicherweise einen gewissen Schutz in Kampfsituationen boten, war dies wahrscheinlich nicht ihre primäre Funktion. Die Masken waren oft nach legendären Helden der Antike modelliert, wie Alexander dem Großen. Damit schlossen sie sich der animistischen Tradition von Kriegsbanden an, in denen individuelle Heldentaten verherrlicht und Helden sogar vergöttlicht wurden.
Larva-Masken wurden aus Eisen oder messing gefertigt und oft versilbert, um ihnen zusätzlichen Glanz zu verleihen. Der Träger wurde dadurch nicht nur unkenntlich, sondern auch zur Verkörperung eines Helden, Gottes oder mythischen Kriegers.
Einige Larva-Masken sind mit dem Gesicht einer Frau gefertigt, möglicherweise um Göttinnen zu symbolisieren. Einige Exemplare stellen Medusa dar.
Einer der frühesten Larva-Masken wurde in Kalkriese gefunden, wo sie während der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr. getragen wurde. Ein weiteres frühes Exemplar des sogenannten Kalkriese-Typs, das heute Teil der Guttmann-Sammlung ist, ist mit stilisierten keltischen Spiralornamenten graviert. Vermutlich wurde dieses Maske von einem gallischen Auxilia-Soldaten getragen.
Archäologische Beweise
Es wurden mehrere archäologische Funde von Larva-Masken gemacht, die in Form und Konstruktion variieren. Oft werden diese in Kombination mit Helmen gefunden, was den militärischen Gebrauch bestätigt. Zudem sind auf Gedenksteinen verschiedene Fahnenträger mit einem Maske neben sich abgebildet — ein Hinweis auf ihren rituellen oder symbolischen Wert innerhalb des Heeres.
Literarische Quellen zu Larva-Masken
Auch literarische Quellen aus der Spätantike verweisen auf den Gebrauch von Larva-Masken. So beschreibt der römische Historiker Ammianus Marcellinus den Einzug der Kavallerie von Kaiser Constantius II. in Rom im Jahr 357 n. Chr.:
> „Darauf zog eine andere Abteilung Schwerbewaffneter ein, mit runden Schilde und flatternden Helmbüschen, strahlend leuchtend von ihren glänzenden Rüstungen. Dazwischen marschierten die Kataphrakten, die die Perser Clibanarii nennen, mit Masken vor dem Gesicht, die Körper schützend gehüllt in die eisernen Schuppen ihrer Rüstungen, sodass man glauben könnte, sie seien von der Meisterhand des Praxiteles geschaffene Götterbilder und keine lebenden Männer. Die kleinen Schuppen und Ringe schmiegen sich eng an die Wölbungen des Körpers, bedecken alle Gliedmaßen, und wo ein Gelenk sich bewegt, gibt die nahtlos passende Umhüllung nach.“
(Ammianus Marcellinus, Res gestae, XVI.10.8)
Die detaillierteste Beschreibung eines spätantiken Clibanarius, wenn auch nicht römisch, sondern parthisch-persisch, findet sich in den Αιθιοπικά (Aethiopica) von Heliodorus, geschrieben im 3. Jahrhundert. Hier trägt der Reiter einen eng anliegenden, getriebenen Helm, der das Gesicht eines Mannes nachahmt wie ein Maske. Dieser Helm bedeckt den Kopf von der Krone bis zum Nacken, wobei nur die Augen freigelassen sind. In seiner rechten Hand hält er einen Speer, der länger ist als eine normale Lanze, mit der linken Hand führt er die Zügel, während an seiner Seite ein Schwert hängt. Seine Rüstung schützt nicht nur die Brust, sondern den gesamten Körper.
Obwohl solche Maskenhelme archäologisch vor der Mitte des 3. Jahrhunderts nicht nachweisbar sind, geht aus diesen literarischen Quellen hervor, dass sie damals bereits in Gebrauch waren und auch danach noch verwendet wurden.
In seiner Studie über Kavalleriehelme identifizierte Russell-Robinson neunzehn Helmtypen, die er in zwei Hauptkategorien unterteilte: Helme für Hilfstruppen (Typen A bis I) und Kavallerie-Sporthelme (Typen A bis J). Besonders letztere waren reich verziert und oft mit vollständigen Gesichtsmasken versehen. Es wird vermutet, dass diese Helme nur während Paraden und sportlichen Veranstaltungen getragen wurden, aufgrund der eingeschränkten Sicht.
Dennoch zeigen die Reiterübungen in der Hippika Gymnasia, wie von Arrian (Ars Tactica) beschrieben, dass diese Helme eine möglichst realistische Simulation des Schlachtfelds beabsichtigten. Auch Ammianus und Heliodorus geben an, dass solche Ausrüstungen funktional eingesetzt wurden. Stephenson und Dixon (2003, S. 22) stellen fest, dass die Hippika Gymnasia als Testgebiet für echte Kampftechniken gedacht waren und daher ein vergleichbares Maß an Sicht und Kontrolle erforderten wie auf dem Schlachtfeld. Sie schlagen außerdem vor, dass das beeindruckende Erscheinungsbild einer vollständig maskierten Kavallerieeinheit einen positiven Effekt auf die Moral der eigenen Armee hatte und gleichzeitig einen einschüchternden Effekt auf den Feind.
Schlussfolgerung
Obwohl der genaue Kontext, in dem Larva-Masken getragen wurden, in der Literatur und Archäologie nicht immer klar ist, bietet ein tieferer Blick auf das römische Weltbild und kulturelle Traditionen wertvolle Einblicke. Diese Masken standen nicht nur für Verkleidung oder Status, sondern für Transformation: vom Menschen zum Helden, vom Soldaten zum rituellen Krieger, vom Sterblichen zum göttlichen Repräsentanten.
Für den Feind muss der Anblick eines maskierten römischen Kriegers, gehüllt in ein Wolfsfell, ehrfurchtgebietend und furchteinflößend gewesen sein — eine Manifestation römischer Macht, Tradition und Mystik.