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Der Parazonium ist ein zweischneidiges Dolch aus der klassischen Antike. Das Dolch wurde von verschiedenen Völkern übernommen, bis es in der römischen Tradition als Symbol der Macht verwendet wurde. Obwohl es auf den ersten Blick ein einfaches Waffe zu sein scheint, repräsentiert es Autorität, militärische Ehre und politische Macht.
Was ist ein Parazonium?
Das Parazonium (Latein: Parazonium) war ein relativ kurzes, zweischneidiges Dolch oder Schwert, das in der Regel von hohen Offizieren im römischen Heer getragen wurde. Im Gegensatz zu Waffen wie dem gladius oder dem Spatha hatte das Parazonium keine primäre Kampfaufgabe. Es war vielmehr ein Statussymbol — ein Zeichen von Rang und Autorität innerhalb der römischen militärischen und politischen Hierarchie.
Die Klinge des Parazonium war oft typisch blattförmig und etwa 30 bis 45 cm lang. Das macht es noch kürzer als den Gladius. Der Griff war oft reich verziert, wobei bei einigen Funden die Knauf als Adlerkopf gestaltet war. Der Adler symbolisiert die Autorität des Gottes Jupiter und wurde mit Intelligenz und Vorhersehbarkeit assoziiert, übernommen aus der etruskischen Tradition.
Ursprung und Einflüsse
Obwohl das Parazonium stark mit dem Römischen Reich assoziiert wird, sind seine Wurzeln älter und weiter verbreitet. Der Ursprung dieses Typs von Dolch geht auf die Skythen zurück. Sie trugen den Acinaces, der in dieser nomadischen Steppenkultur Autorität symbolisierte. Diese Dolche waren reich verziert und wurden oft auf ihren Kurgan-Stelen (Steindenkmälern) dargestellt. Die Perser übernahmen die Tradition der Verwendung des Acinaces von diesen iranischsprachigen Steppennomaden. Die Griechen wiederum übernahmen die Tradition des Parazonium von den Iranern, und das Waffe wurde populär in der hellenistischen Periode. Kurze Schwerter wie das Parazonium waren funktionale Waffen in Hoplit-Kriegen, wobei Schwerter verwendet werden konnten, um zwischen die engen Öffnungen der Hopliten-Schilde, der Aspis, zu stechen. Die Spartaner sind dafür bekannt, dafür den Vorzug an sehr kurzen Schwertern zu geben, anstatt an den längeren Xiphos . Möglicherweise kann in diesem Kontext auch das Parazonium gesehen werden. Im Grab von Philipp II. aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., dem Vater von Alexander dem Großen, wurden mehrere Parazonien gefunden, die den bekannten Xiphos sehr ähneln.
Die Römer übernahmen das Waffe wiederum von den Griechen, wahrscheinlich von den Makedoniern im hellenistischen Osten. In der Gestaltung des Scheide stimmt die römische Version stark mit der der Makedonier überein. Der Griff und Knauf sind keine Kopien des griechischen Stils. Der Knauf ist entweder ein Adlerkopf oder ein zweilappiger Knauf. Nach 2.000 Jahren sind die Details des Griffs auf den Statuen nicht mehr gut sichtbar. Der Parierstange ist, entgegen einiger Untersuchungen, authentisch und hat eine ziemlich theatralische "S"-Form mit eingelegten Details. Der Klinge ist meist blattförmig und 38–48 cm lang.
Verwendung im Römischen Heer
In der frühesten Periode des römischen Heeres wurde das Parazonium vermutlich noch als Notwaffe verwendet, beispielsweise bei unerwarteten Angriffen oder in geschlossenen Formationen. Das Waffe war klein, wendig und immer noch für Nahkämpfe geeignet. Doch entwickelte sich seine Verwendung schnell weiter. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. begann das Parazonium hauptsächlich als zeremonielles Attribut zu fungieren, getragen von hohen Offizieren, Tribunen und sogar Kaisern. Wenn ein Kampf drohte, tauschten diese Kommandanten ihr Parazonium in der Regel gegen ein Gladius oder später das Spatha aus — Waffen, die auf dem Schlachtfeld effektiver waren.
Ein auffälliger Aspekt des Parazonium war die Art und Weise, wie es getragen wurde: nicht an einem Gürtel um die Hüfte, sondern oft unter dem linken Arm geklemmt. Auf der berühmten Trajanssäule ist beispielsweise zu sehen, wie Offiziere das Parazonium in einem Band auf der Brust tragen. Es diente dann nicht nur als Rangsymbol, sondern wurde auch verwendet, um den Truppen Mut zuzusprechen — buchstäblich als ein „Zeichen von Virtus“, der römischen Personifikation der militärischen Tugend.
Das Parazonium in der Bildkultur
Das Parazonium kommt sehr regelmäßig in der bildenden Kunst der römischen Zeit vor. In Reliefs, Statuen und Münzen sehen wir das Waffe als festes Attribut bestimmter Figuren und Personifikationen.
Der Kriegsgott Mars wird oft mit einem Parazonium abgebildet, was seine Autorität und Kampfbereitschaft betont. Der Dolch ist hierbei vor allem ein Symbol seiner militärischen Macht, nicht des aktiven Kampfes.
Virtus, Personifikation des Mutes, ist in zahlreichen Skulpturen und auf Münzen aus der Kaiserzeit mit einem Parazonium in der Hand zu sehen. Es betont ihre Rolle als Verkörperung der römischen Tapferkeit. Auf Münzen von Kaisern wie Hadrian und Commodus wird Virtus oft so dargestellt.
Roma , die Göttin der Stadt, wurde oft als weibliche Figur mit Helm, Schild und einem Parazonium personifiziert. Hier steht das Waffe Symbol für die Stärke und Unbeugsamkeit des Römischen Reiches selbst.
Kaiser und Offiziere
Auch in Porträts von römischen Kaisern oder hohen Militärs taucht das Parazonium auf. So wurde in Lucentum, einer römischen Stadt im heutigen Spanien (bei Alicante), ein bronzenes Fragment einer Statue gefunden. Es zeigt einen römischen Würdenträger mit einem Parazonium in der Hand. Besonders ist, dass der Griff hier die Form eines doppelköpfigen Adlers hat — eines der ältesten bekannten Beispiele für dieses Motiv.
Materielle Funde und Archäologie
Leider wurden nur wenige römische Parazonia als archäologische Funde entdeckt. Dies erschwert die genaue Bestimmung ihres Aussehens oder ihrer Häufigkeit. Dennoch gibt es einige bemerkenswerte Exemplare:
Pompeji: Ein seltener Fund eines Parazonium aus Pompeji zeigt, dass der Griff komplex geformt sein konnte und manchmal aus Bronze gegossen wurde, mit tierischen Motiven wie einem Adlerkopf.
Lucentum (Spanien): Wie bereits erwähnt, wurde in dieser römischen Stadt ein Statuenfragment gefunden, das das Waffe im Detail zeigt. Dieses Fragment stammt aus dem 1. oder frühen 2. Jahrhundert n. Chr. und befand sich im Forum, dem politischen und religiösen Zentrum der Stadt.
Symbolik und Funktion
Das Parazonium hatte also vor allem eine symbolische Funktion. Es wurde verwendet, um:
Den Rang eines Offiziers oder Kaisers visuell zu betonen.
Den Soldaten Mut zuzusprechen (die physische Präsenz eines Parazonium hatte psychologischen Wert).
Römische Tugenden wie Virtus, Dignitas und Auctoritas zu verkörpern.
Es war also ein politisches und ideologisches Instrument — keine effektive Schlagwaffe, sondern ein Träger von Bedeutung und Status. In diesem Sinne kann man das Parazonium mit modernen zeremoniellen Waffen vergleichen, wie der Säbel von Generälen oder den zeremoniellen Schwertern von Königen.
Schlussfolgerung
Das Parazonium war viel mehr als ein Dolch. Als Attribut der Götter, Kaiser und militärischen Führer spielte es eine Schlüsselrolle in der visuellen Kommunikation von Macht im Römischen Reich. Das Waffe wurde als Zeichen von Mut und Führung getragen und ist häufig in der Kunst, auf Münzen und in Skulpturen zu finden — obwohl die archäologischen Funde selten sind.