Personifizierung von Wikingergegenständen

Viele Gegenstände aus der Wikingerzeit hatten eine tiefere Bedeutung als heute. Dieser Blog konzentriert sich auf die besondere Bedeutung von Gegenständen, die als eine eigene materielle Identität angesehen werden können. 

Es ist allgemein bekannt, dass Wikinger manchmal ihren Waffen Namen gaben. Dies kann weiter in beispielsweise Schmuck gesehen werden.

Wahrscheinlich hatten viele Gegenstände, die jemand besaß, ihre eigene Geschichte, manchmal einen Namen und magische Kraft. Dies war noch mehr der Fall bei Völvas und Aristokraten, die durch ihre Gegenstände Autorität betonten.  

Skandinavier aus der Wikingerzeit machten keinen Unterschied zwischen der weltlichen und der heiligen Welt, beide waren miteinander verwoben. So kann festgestellt werden, dass dekorative Motive meist eine tiefere Bedeutung hatten, die uns heute entgeht. Für eine Kultur, die kaum Schrift benutzte, bildete dies eine wichtige Möglichkeit, die Mythen zum Leben zu erwecken. 

Die Wikinger glaubten, dass überall Geisterkräfte vorhanden waren. Sie begleiteten die Sterblichen in ihrem täglichen Leben. Animistische Geisterkräfte waren in Bergen, Quellen und Sümpfen vorhanden. Dieses Weltbild beschränkte sich nicht nur auf die Natur, sondern fand sich auch in Gegenständen.

Oft in den Wikingergeschichten verliehen Gegenstände Menschen Fähigkeiten oder Autorität, die sie sonst nicht besaßen. Gegenstände konnten auch verliehen werden, wodurch sie ihre Kraft oder Autorität an die Person weitergaben, die sie lieh. Ein Beispiel aus der modernen Zeit: der Nachbar, der dir einen Mercedes für dein Vorstellungsgespräch leiht. Dieser Ansatz der materialistischen Kultur verändert auch die Interpretation von Grabbeigaben. Darüber hinaus wurden diese später ausgegraben und wiederverwendet, was ihre magische Kraft vergrößerte.

Schmuck, Amulette, Waffen und viele andere Gegenstände wurden manchmal mit Runen versehen. Manchmal handelt es sich um den Namen des Gegenstands oder des Besitzers, aber manchmal bilden die Runen keine Worte. In diesem Fall wurden sie meist in Neunergruppen eingeritzt, wahrscheinlich von einem religiösen Spezialisten oder einer völva. Dadurch verleiht der Gegenstand Eigenschaften wie Liebe oder Schutz. In der Volsunga-Saga geht dies schief. Ein Amateur ritzt die Runen ein und das weibliche Opfer verliebt sich nicht, sondern wird stattdessen krank. Es ist ein Spezialist erforderlich, um den Zauber zu brechen. In der Sigrdrífumál wird vor dem unvorsichtigen Einritzen von Runen gewarnt.

Gegenstände, die in einem Völva-Ritual verwendet wurden, hatten sowohl symbolische als auch magische Kräfte. Einige der Gegenstände waren historisch, wie neolithische Faustkeile oder exotische Gegenstände aus Russland. Diese Gegenstände betonten den Status und die magische Kraft der Völva. Es kommt regelmäßig vor, dass diese Gegenstände der Völva als Grabbeigaben mitgegeben wurden. 

Ein großer Teil der Archäologie konzentriert sich auf den Tod und insbesondere auf die Gräber von Menschen, die vor langer Zeit auf dieser Erde wandelten. Grabbeigaben liefern uns eine Fülle von Informationen, aber wir müssen auch auf Fehlinterpretationen achten.

So können Gegenstände während des Bestattungsrituals wegen ihrer magischen Kraft oder symbolischen Bedeutung mitgegeben worden sein. Zum Beispiel können Äxte mit Hauswirtschaft, Handwerk, Krieg, Fruchtbarkeit oder Magie assoziiert werden. Während Spinnwirtel die weibliche Tugend der Textilverarbeitung symbolisieren, die Wirtschaft, aber auch die magische Rolle des Webens der Fäden des Schicksals und des Lebens selbst erfüllen. Junge Kinder wurden manchmal mit Waffen begraben, die sie offensichtlich nicht während ihres eigenen Lebens benutzt hatten.

Waffen in Frauengräbern können manchmal mit Hauswirtschaft, Magie oder Krieg assoziiert werden. Manchmal repräsentierten sie nur die Identität der Verstorbenen, während in anderen Fällen ein klarer Zusammenhang mit der Kriegsführung besteht. In der Ljósvetninga saga verkleidet sich eine völva als Mann mit Helm und Axt. Sie verwendet diese, um eine Prophezeiung zu machen.

Regelmäßig wurden neben materiellen Grabbeigaben auch Tiere und Diener in reichen Wikingergräbern mitgegeben. Diese Tradition wurde ebenfalls bei den Kelten, Germanen und Skythen gepflegt. gemacht und stammt von ihren Vorfahren, den Proto-Indo-Europäischen Steppenhirten. 

Die magische Rolle von Grabbeigaben wird durch die Tatsache hervorgehoben, dass Gegenstände manchmal auch aus den Gräbern der Vorfahren zurückgeholt wurden. Die Saga's wie die Volsunga-Saga und die Hromundar-Saga erwähnen, dass diese Gegenstände oft magische Kräfte besaßen und dem neuen Besitzer halfen, ihre Queste zu erfüllen. Es kann auch schiefgehen und der (Un-)tote Besitzer verflucht die Person, die den Gegenstand mitnimmt. 

Ebenso wurden manchmal lange nachdem eine Person begraben war Grabbeigaben hinzugefügt, wie zum Beispiel im Grab von Suantaka aus dem 11. Jahrhundert. 

Der am häufigsten bekannte Gegenstand, der neben magischer Kraft auch Namen erhielt, waren Waffen. Vor allem Speere und Schwerter, aber auch andere Waffen eigneten sich dafür. Hier sind einige berühmte Waffen mit Namen:

Gram (Volsunga-Saga)

Das Schwert von Sigurd, geschmiedet von den Zwergen und ursprünglich im Besitz von Sigmund. Odin selbst steckt es in einen Baum und sagt, dass nur der würdige Krieger es ziehen kann. Sigurd benutzt Gram später, um den Drachen Fafnir zu töten.

Tyrfing (Hervarar saga ok Heiðreks)

Ein verfluchtes Schwert, geschmiedet von Zwergen. Es ist immer Rasierklingenscharf und kann mit jedem Schlag töten, bringt jedoch auch Unheil über seine Besitzer. Es spielt eine große Rolle in den tragischen Schicksalen verschiedener Generationen von Kriegern.

Skofnung (Laxdæla saga)

Ein magisches Schwert, das dem legendären König Hrólfr Kraki gehören soll. Es besitzt eine beispiellose Schärfe und wird von den Geistern von Hrólfrs Kriegern bewacht. Man sagt, dass es nicht aus seiner Scheide gezogen werden darf, ohne die richtigen Rituale.

Kleidung wurde im Allgemeinen von der Frau erhalten. Es war unangebracht, Kleidung von anderen Frauen als der eigenen Ehefrau zu bekommen. Kleidung konnte jedoch von Schwestern einander gegeben werden, aber es war eine Schande, wenn deine Frau einem anderen Mann Kleidung gab. Das Geschenk von Kleidung und die Rolle, die eine Frau dabei spielte, hatten an sich schon eine symbolische Bedeutung. Aber nicht alle Kleidung war neu. Manchmal wurde gebrauchte Kleidung verschenkt, besonders wenn diese Kleidungsstücke im Besitz eines Königs gewesen waren, hatten sie eine magische Bedeutung. Wie in der Volsunga-Saga, Njals-Saga und der Hervarar-Saga erwähnt wird. 

andere Gegenstände, auf die wir in einem anderen Blog eingehen, sind die Symbolik in Schmuck, die schützende Kraft von Amuletten und die Funktion der völva magischen Stäbe.

Es ist bekannt, dass Schmuckstücke wie Ketten und Broschen in einigen Fällen eine eigene Identität hatten. Die Brising-Kette, die von der Göttin Freyja getragen wurde und von den Zwergen gefertigt wurde, ist das bekannteste Beispiel dafür.

Die Zwerge in der altnordischen Mythologie waren Meisterschmiede und erschufen einige der mächtigsten magischen Gegenstände, die von Göttern und Helden verwendet wurden. Hier sind einige der bekanntesten:

Mjölnir – Der Hammer von Thor, geschmiedet von den Zwergen Brokkr und Sindri. Er kehrt immer zu Thors’s Hand zurück und kann Blitze schleudern.

Draupnir – Ein magischer goldener Ring, hergestellt von Brokkr und Sindri für Odin. Alle neun Nächte tropfen acht neue Ringe ab, wodurch er ein Symbol für Reichtum und Überfluss ist.

Gungnir – Odins’s Speer, ebenfalls von den Zwergen geschmiedet. Er verfehlt niemals sein Ziel und symbolisiert die unbesiegbare Kraft der Götter.

Wenn wir uns Wikingergegenstände ansehen, sowohl Alltagsgegenstände als auch Waffen, müssen wir uns ihrer symbolischen und magischen Kraft oder Bedeutung bewusst sein. Die Wikingerwelt war eine Gesellschaft, in der viel mehr auf Details geachtet wurde als heute. Es gab keinen Unterschied zwischen der religiösen und der säkularen Welt, wodurch Gegenstände in beiden eine Rolle spielten. Auch nach dem Tod spielten Besitztümer weiterhin eine Rolle oder es wurden dem Verstorbenen neue, bedeutungsschwere Besitztümer mitgegeben.